Der Königliche Musikverein Cäcilia Oudler lud am Samstagabend zu seinem Jahreskonzert in den neuen Dorfsaal ein. Das Konzert stand unter einer besonderen Prämisse, war es doch das letzte unter der erfolgreichen Leitung von Julian Pauels, der sein Dirigat aus beruflichen Gründen beendet.
In seiner Eröffnungsansprache dankte Präsident Axel Rosengarten dem Publikum für das zahlreiche Erscheinen. Allerdings werde es immer schwieriger, einen Musikverein am Leben zu halten. „Wir kämpfen seit vielen Jahren mit akuten Nachwuchsproblemen und ich kann nur einen Appell an alle Ehemaligen aber auch an interessierte Kinder und Erwachsene richten, die Musik neu für sich zu entdecken und den Fortbestand des Musikvereins, der im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, zu garantieren“, so der Präsident. Mit dem sehr gelungenen Jahreskonzert macht der Musikverein im Anschluss Werbung in eigener Sache.
Natur- und Klimaschutz musikalisch in Szene gesetzt.
Dirigent Julian Pauels hatte den ersten Konzertteil unter dem Motto des Natur- und Klimaschutzes gestellt. Nach dem schwungvollen Marsch „In Harmonie vereint“ von Siegfried Rundel stellte das Orchester klangmalerisch klar, dass die Menschen die anstehenden Probleme in Natur und Klima nur gemeinsam und in Harmonie bewältigen können. Die Faszination einer herrlichen Naturlandschaft skizzierte das Ensemble im Anschluss mit dem choralartig angehauchten Lobgesang ans „Ammerland“ von Jacob de Haan. „Schmelzende Riesen“ von Armin Kofler beschrieb indes den erhabenen Charakter der Gletscher mitsamt der aktuellen Probleme durch den Klimawandel. Das Ende dieses Epos glich einer Elegie, die jedoch in einem Hauch Optimismus für die kommenden Generationen mündete.
Die 24 Musizierenden des MVO interpretierten im Anschluss das Martin-Scharnagl-Werk „Mountain Winds“, bei dem ein idyllischer Bergwind mit einem chorischen „Cantabile“-Flötensolo und abschließendem Maestoso klangmalerisch dargestellt wurde. Vor der Pause erwiesen sich die Gastgeber als wahre „Gipfelstürmer“, galt es doch musikalisch den „Eiger“ und die wohl tückischste Steilwand, die Eiger Nordwand, zu erklimmen. James Swearingen skizzierte hierbei die Geschichte von John Harlin, dessen Vater bei einem tragischen Absturz an der Nordwand ums Leben kam. So wurde ein vielschichtiger Klangteppich aus musikalischen Stilen ausgelegt, der Emotionen, Demut, Größe und die Faszination der Natur widerspiegelte.
Nach einer kurzen Verschnaufpause gab sich der MVO mit dem „Tribute to Roxette“ in einem Arrangement von Wolfgang Wössner und den Teilwerken „Joyride“, „Listen to your heart“, „The Look“ und „It musst have been love“ rockig und bot somit eine Reverenz an die 1990er Jahre. Rockig ging die Reise mit der in diesem Jahr verstorbenen „Rocky Horror Picture Show“-Legende Meatloaf und seinem Welterfolg „Paradise by the Dashboard Light“ von Jim Steinman weiter. Hierbei wurde in Form einer Rock-Oper die Beziehungsgeschichte eines Teenie-Paares beschrieben, wobei alle Register gleichermaßen gefordert waren.
Im bunten musikalischen Herbststrauß durfte natürlich auch die Musical-Sparte nicht fehlen. Mit „The greatest Showman“ in einem Arrangement von Paul Murtha lieferte das Ensemble eine tolle Reverenz an den derzeit wohl angesagtesten und mehrfach Oscar prämierten Musical-Hit. „The greatest Showman“, „Never Enough“, „A Million Dreams“ und „This is me and from now on“ gewährten tolle Einblicke in die Handlung, bevor mit der Nina-Hagen-Nummer „Du hast den Farbfilm vergessen“ in einem Arrangement der Bundeswehr aus Anlass des Zapfenstreiches für Kanzlerin Angela Merkel ein markanter und punkiger Schlussakkord gesetzt wurde.
Als Zugabe folgte „Wir sagen Dankeschön“ der legendären Flippers. Angereichert wurden die musikalischen Darbietungen durch pointierte Moderationseinlagen von Daniel Pfeiffer.
Axel Rosengarten ließ es sich ebenfalls nicht nehmen, mit Lara Hartmann und Amy Rosengarten zwei Nachwuchsmusikerinnen in den Reihen des MVO-Ensembles zu begrüßen und wünschte ihnen viel Erfolg und vor allem viel Spaß mit und bei der Musik. Nach diesem abwechslungsreichen Konzertabend hieß es Abschied nehmen von Julian Pauels. „Julian, wir haben Dich ins Herz geschlossen, haben Deine Entscheidung schweren Herzens akzeptiert und wünschen Dir für Deine Zukunft alles Gute. Für Dich ist immer ein Platz in unseren Reihen frei“, so Axel Rosengarten mit einer Träne im Knopfloch.
Was den Nachfolger am Pult des MVO anbelangt, so laufen die Sondierungen auf Hochtouren. „Das Jahreskonzert war für uns prioritär, so dass wir uns nach einer verdienten einwöchigen Verschnaufpause an die Arbeit begeben werden. Der musikalische Leiter soll zu uns passen und uns ins Jubiläumsjahr begleiten sowie die anstehende Einstufung im Herbst kommenden Jahres vorbereiten.“ (Quelle: Grenzecho vom 31.10.22)