Die Nachkriegsjahre wurden ebenfalls durch den Wunsch der Vereinsführung nach einer eigenen Saalinfrastruktur geprägt. Nach reiflicher Überlegung entschied sich der Vorstand schließlich für den Ankauf einer Parzelle von Frau Witwe Hoffmann am Thommener Weg. Um jedoch eine entsprechende Baugenehmigung zu erlangen, musste der Verein „staatlich anerkannt“ sein, eine Formalität, die die Gründerväter wie bereits erwähnt, aus unerklärlichen Gründen versäumt hatten.
So wurde der Musikverein Cäcilia Oudler laut Eintrag in Staatsblatt vom 2. Oktober 1954 offiziell gegründet und als Kulturvereinigung eingetragen. Willy Greven zeichnete den Bauplan und fast alle Vereinsmitglieder sowie zahlreiche Dorfbewohner opferten Stunden ihrer Freizeit um beim Bau des Vereinslokals mitzuhelfen. „Heutzutage gibt es Zuschüsse – damals hatten wir kein Geld, haben aber dennoch alles zu 100 % in Eigenleistung geschafft“, bemerkte Chronist Nikolaus Quetsch vor einigen Jahren. Bereits im Juli 1955 wurde das Vereinslokal größtenteils fertig gestellt. Die erste Nutzung des kleinen Probe- und Vereinslokals fand allerdings erst im Dezember desselben Jahres statt, als der Musikverein zu seinem ersten so genannten „Familienabend“ einlud. Eine Tradition, die bis heute unter der Bezeichnung „Jahreskonzert“ weiterhin Bestand hat.
Am 15. April 1956 folgte schließlich die offizielle Einweihung. Kurz darauf schied der Präsident Guillaume Binon aus seinem Amt als Präsident aus, da er als Forstbeamter ins Landesinnere versetzt wurde. Ihm folgte Nikolaus Meyer aus St.Vith. Nikolaus Meyer übte dieses Amt bis zu seiner Versetzung am 20. Dezember 1958 aus, bevor Joseph Treinen zum neuen Vereinsoberhaupt gewählt wurde.
Am 11. Januar 1959 ehrte der Musikverein Theodor Linnertz als bislang ersten aus Oudler stammenden Bürgermeister – damals noch von der Altgemeinde Thommen. Die Wirtschaftswunderjahre bescherten auch dem Musikverein aus Oudler einen wahren Boom, so dass die Mitgliederzahl deutlich anstieg. Musikalisch setzte man derweil auf Kontinuität und Geselligkeit. „So wurde eine Probe auch mitunter fallen gelassen, um in geselliger Runde ein paar Gläschen zu trinken oder aber sich vom Dirigenten die Haare schneiden zu lassen“, berichtete der Chronist.
Am 19. Mai 1963 lud der Musikverein schließlich zu seinem 40-jährigen Stiftungsfest ein. Als führenden Vereine konnte man die Kollegen vom Musikverein „Eintracht“ Auel-Steffeshausen gewinnen. Festleiter Christian Calles durfte sich an diesem Tag glücklich schätzen über 1300 Besucher bei diesem „Wiesenfest der Extraklasse“ begrüßen zu dürfen. Am Palmsonntag, dem 22. März 1964 präsentierte sich der Musikverein zur Prozession in seiner neuen Uniform. Am 15. Juni erhielt der Verein zudem nach 40 Jahren des Bestehens den Titel „königlich“. Auch musikalisch versuchte man weiterhin auf dem neuesten Stand zu bleiben und schaffte sechs „Tenortrommeln“ sowie zwei Pauken an, die den Klangkörper aufwerten sollten. Mit der Ausbildung dieser Percussionsabteilung wurde der St.Vither Tambourcorpsleiter Christian Manz beauftragt. Nach einigen gemeinsamen Auftritten mit den Kollegen des St.Vither Tambourcorps trat der Musikverein am 16. November 1966 schließlich zum ersten Mal mit seiner neuen Trommlerriege auf und erntete viel Beifall und Anerkennung. In diesem Jahr kannte der Musikverein mit 44 aktiven Musikern seine bis heute größte Mitgliederstärke.
Diese stattliche Mitgliederzahl führte unweigerlich dazu, dass das Probelokal aus allen Nähten zu platzen drohte. So beschlossen die Vereinsverantwortlichen 1967 die Erweiterung des im Jahre 1955 errichteten Saals. Waren die Räumlichkeiten bei diversen Tanzveranstaltungen schon vorher arg begrenzt, so wurde dieser Zustand durch die Schließung des dorfeigenen privaten Tanzsaals Michel Kohnen noch verstärkt.
Unvergessen in diesem Zusammenhang sicherlich die Bühne der Musiker, die als „Op den Juck“ in die Analen einging. „Wir hingen mit unseren Instrumenten regelrecht unter der Decke und den Toilettengang überlegte man sich zwei Mal, musste man sich doch durch die Musikerkollegen und deren Instrumente hindurchzwängen um dann auf einer Leiter schließlich herunterzuklettern“, erinnerte sich Helmut Fux, der viele Bälle am Quetschbëgdel auf dem „Juck“ musikalisch begleitete. So wurde ein für die damaligen Verhältnisse ehrgeiziges Saalvergrößerungsprojekt initiiert. Der Musikverein erwarb kurzerhand ein Nachbargelände und rief zu einer Dorfkollekte auf, die den stolzen Betrag von 40000 Franken einbrachte. Ein zusätzliches Darlehen, das den Restbetrag finanziell abdeckte, gab den Startschuss zum Bau. Zur Kirmes am 4. Juni 1967 wurde der neue Saal offiziell seiner Bestimmung übergeben. Neben dem eigentlichen Saal mit nunmehr 350 möglichen Sitzplätzen wurden auch ein Weinkeller und eine üppige Bühne mit eingeplant. Auch im Bereich der Sanitäranlagen galt das neue Vereinslokal als Schmuckstück der Gemeinde.
Natürlich bot die neue Infrastruktur ganz neue Festmöglichkeiten: so lud der Musikverein am 12. und 13. Juni 1969 zu seinem 45-jährigen Jubiläum ein. Mit von der Partie waren die festführenden Vereine aus Bütgenbach-Berg, Elsenborn und Dürler sowie weitere 28 Vereine, die für ein gelungenes Festwochenende sorgten. Aus den Händen des damaligen Bezirkskommissars Hoen erhielten Johann Meyer die Goldpalmen des Kronenordens, Peter Fank posthum die Silberpalmen des Kronenordens, Michel Paasch, Franz Treinen, Franz Volville, Leo Lentzen und postum Peter Fank jeweils die Silbermedaille des Leopold-II-Ordens als Anerkennung für die treuen Musikerdienste in Oudler überreicht.
Nach der Verabschiedung von Pastor Paquay und der Einführung von Pfarrer Dr. Hermann-Joseph Schumacher im Jahre 1970 erlebte der Musikverein recht ruhige und kaum bewegte Jahre. Sporadische Ehrungen wie 1972 von Johann Meyer und Willy Treinen (Silbermedaille des Leopod-II-Ordens) oder 1973 für den „Koster“ und Dirigenten Leo Lentzen (Silberpalmen des Kronenordens für sein 25-jähriges Dirigat) sorgten in dieser Zeit einzig für Schlagzeilen.
Bei der Generalversammlung im Jahre 1971 legte Joseph Treinen nach 13-jähriger Amtszeit sein Präsidentenamt aus persönlichen Gründen nieder. Er galt bis zu diesem Zeitpunkt dienstältester Vorsitzender des Vereins. Wegen seiner erfolgreichen Arbeit und seiner steten Weitsicht wurde Joseph Treinen zum Ehrenpräsidenten bestimmt. In die Chronik ging er derweil mit dem Beinamen Joseph, der Gemütliche ein, da er als gutmütiger und rührseliger Präsident jedweden Streitigkeiten aus dem Weg ging.
Zum neuen Präsidenten wurde Christian Calles gewählt, der von seinem Vize Joseph Richardy „eskortiert“ wurde. Beide Amtsträger waren zwar keine aktiven Musiker, hatten jedoch erbliche Vorbelastungen, traten sie doch in die Fußstapfen ihrer Väter Jakob Calles und Johann Richardy, die den Verein als Schriftführer und als Vize-Präsident mit gründeten.
Trotz der großen Organisationsgabe vernachlässigte der Musikverein in dieser Zeit das Musikalische. Die Proben wurden nur spärlich besucht. 1976 wurde die Lage äußerst prekär, standen dem Verein doch lediglich noch 14 Musiker zur Verfügung.
Während vielen Jahren wurde die Nachwuchsarbeit vernachlässigt, so dass jetzt Not am Manne war. So nutzten die Vereinsverantwortlichen die ordentliche Generalversammlung im Jahre 1977 zu einer tiefgründigen Ursachenforschung, bei der nach einer Geheimwahl nach konkreten Lösungsvorschlägen und Verbesserungen gesucht wurde.
Der damalige Dirigent Leo Lentzen verließ darauf hin ohne weitere Diskussion die Versammlung und schied mit sofortiger Wirkung aus dem Verein aus.
Er fürchtete offensichtlich einen Misstrauensantrag und wollte diesem durch seinen Austritt zuvorkommen. Doch auch ohne Dirigenten gingen die Samstagsproben weiter.
Nur durch die Weitsicht und Dynamik der übrig gebliebenen Mitglieder war es möglich, den Verein auch in dieser Talsohle seiner Geschichte zu retten. Jugendarbeit und vor allem die Rekrutierung von Musikern und eines neuen dynamischen Dirigenten war in dieser Zeit oberste Priorität.
Mit diesem Bruch begann auch die „Neuzeit“ des Kgl. MV Cäcilia Oudler und der anhaltende musikalische Aufschwung.