Die späten 1930er Jahre waren in unserer Grenzregion auch vom Aufkommen des Nationalsozialismus in Deutschland geprägt. Viele Menschen erinnerten sich an die Auswirkungen des Versailler Vertrages, als unser Gebiet als Reparation an das Königreich Belgien überging. Diverse politische Drangsale – vor allem bezüglich der neuen Amtssprache Französisch – sorgten unter anderem dafür, dass die „Heim-ins-Reich“-Parolen auch im Süden der DG nicht ungehört blieben. Nur dem stets auf Harmonie bedachten Handeln von Dirigent Paul Lentzen war es zu verdanken, dass der Musikverein Oudler bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1940 funktionierte und musikalisch zu begeistern verstand.
Der Weltkrieg sorgte jedenfalls für eine jähe Zäsur in der Vereinsgeschichte. Während die jungen Männer an der Front kämpften und um ihr Leben bangten, ruhte die Musik in der Heimat vollständig. Aufgrund der schrecklichen Kriegsereignisse und der Vielzahl von Toten, Vermissten und Gefangenen wollten die meisten Musiker nach dem Waffenstillstand 1945 gar keinem Verein mehr beitreten. Dennoch ergriff Mathias Hoss 1946 die Initiative und scharte einige beherzte und unerschütterliche „alte“ Vereinsmitglieder um sich, um die verstaubten Instrumente erneut hervorzuholen und einen schüchternen Neuanfang zu wagen.
Peter Fank, Paul Fank, Franz Volville, Johann Zweber, Johann Zeyen und Leo Lentzen galten demnach als „Männer der ersten Stunde nach der Stunde Null“. Diese „glorreichen Sieben“ begannen bescheiden in der kleinen Stube von Mathias Hoss mit dem Proben. Nach und nach gesellten sich auch andere ehemalige Vereinsmitglieder hinzu. Erster Nachkriegsdirigent wurde Johann Lampertz aus Burg-Reuland, der ab 1947 für die musikalischen Belange verantwortlich zeichnete. Für kurze Zeit wurden die Proben wieder im alten Vereinslokal bei „Paula“, dem heutigen Café Lentzen-Backes, abgehalten. Mit sieben Musikern trat der Musikverein nach den Kriegswirren auch zum ersten Mal auf. „Wir haben nach großen Überlegungen beschlossen, in Dürler aufzutreten, bevor wir kurz zuvor noch aus Angst vor einer musikalischen Blamage St.Vith eine Absage erteilten“, so die Erinnerungen von Mathias Hoss in der Vereinschronik von Nikolaus Quetsch. Mit dem Proben wuchs auch allmählich die Begeisterung für die Blasmusik, , so dass sich einige Jugendliche bereit erklärten, dem Verein beizutreten. Leo Lentzen unterrichtete diese Youngster in Notenlehre und brachte ihnen zugleich auch die elementaren Instrumentalkenntnisse bei. So nahmen am 1. Juli 1948 insgesamt 21 aktive Musiker an der ersten Vollversammlung nach dem Kriege teil. Mit dieser Crew schien der Verein zu seiner alten Stärke zurückgekehrt. Neben Dirigent Johann Lampertz und dem Präsidenten Johann Meyer zählten Mathias Hoss, Peter Fank, Paul Fank, Franz Treinen, Franz Volville, Leo Lentzen, Johann Zweber, Johann Zeyen, Walter Zweber, Willy Greven, Willy Fank, Johann Brixius, Georg Quetsch, Nikolaus Quetsch, Willy Treinen, Rudi Meyer, Johann Huppertz, Nikolaus Treinen und Paul Streicher zu den Aktiven.
Am 15. August 1948 trat Leo Lentzen das Erbe seines im Krieg vermissten Bruders Paul an, indem er das Amt des Dirigenten übernahm. Die Musikproben wurden schließlich in der Garage beim „Stompen“ verlegt. Von diesem Datum an trat der Musikverein wieder bei allen kirchlichen und weltlichen Feierlichkeiten auf. Gastauftritte bei Freunden und Nachbarvereinen folgten – die Lage nach den Kriegswirren entspannte und normalisierte sich allmählich.